Die 2. Etappe führt mich heute zum „Hockenden Weib“. Es ist der 10. Februar 2017 und es ist kalt. Der Wetterbericht sagt, es werden tagsüber maximal -2 Grad und die Sonne bleibt hinter einer geschlossenen Wolkendecke versteckt. Bedeutet für mich, ich muss mich warm anziehen und brauche nicht ganz so früh loszufahren. Es hatte 2 Tage zuvor noch einmal geschneit, worüber ich mich sehr freue, denn das zaubert winterliche Stimmung auf die Fotos.

Das Ziel im Navi ist der Parkplatz „Postdamm“ in Riesenbeck. Allein der Weg ab der Abfahrt der Autobahn bis hin zum Parkplatz ist beeindruckend. Der Wald ist sehr dicht und die Baumkronen der Kiefern recken sich hoch in den Himmel.

Voller Vorfreude mache ich mich auf den Weg. Ich muss noch ein kleines Stück den Hermannsweg Richtung Norden laufen, damit die Wanderung durch den Teuto komplett ist.

Der Wald besteht wieder aus dieser wundervollen Mischung von Laub- und Nadelbäumen.

Teutoburger Wald Hermannsweg
Teutoburger Wald Wildes Ostwestfalen
Teutoburger Wald Hermannsweg

Nachdem ich die „Lücke“ in der Tour geschlossen habe, geht es auf der anderen Seite vom Postdamm weiter Richtung Süden, den Hermannsweg entlang.

Hermannsweg Teutoburger Wald

Plötzlich knackt es links neben mir im Wald. Ich blicke in die Richtung, um zu sehen, wer oder was das Geräusch verursacht wurde. Es ist ein Reh und wir schauen uns ganz kurz an. Es bleibt aber nicht lang genug für ein Foto stehen, sondern verschwindet sehr schnell wieder im dunklen Wald.

Während ich noch eine Weile an der Stelle stehen bleibe, fällt mir ein Baum auf. Am Baumstamm hat sich doch tatsächlich ein Farn angesiedelt, so in ca. 3 Meter Höhe. Ich finde es beeindruckend, wie die Pflanze ihren Weg dorthin gefunden hat und wie beide, Baum und Farn, ganz offensichtlich im Einklang miteinander leben.

Baum und Farn - Teutoburger Wald
Baum und Farn - Teutoburger Wald

Ich setze meinen Weg fort. Aus einiger Entfernung sehe ich eine große Buche und habe das Gefühl, sie heißt mich willkommen, möchte mich in den Arm nehmen. Ich nehme die Einladung gern an und verweile ein paar Minuten.

Buche im Teutoburger Wald
Buche im Teutoburger Wald

Weiter gehts. Der Weg macht eine Biegung nach rechts. Mit einem Mal spüre ich eine Berührung an meinen Kopf, die sich anfühlt wie ein sanftes Streicheln. Ich schaue nach oben. Die Baumkronen  der Nadelbäume bilden über den Weg ein Dach.

Ob es das wohl ist, was ich gespürt habe?, frage ich mich. Ich streiche über meinen Kopf, denn ich kann das Gefühl immer noch spüren. Ich dem Moment fällt mir auch auf, dass hier sehr viele Vögel sind, vor allem Meisen fliegen laut zwitschernd zwischen den Bäumen umher. Ob sie es wohl auch spüren, ein Gefühl von Schutz und Geborgenheit und sich deshalb genau hier an dieser Stelle aufhalten?

Baumkronen der Nadelbäume
Meisen im Teutoburger Wald
Meisen im Teutoburger Wald

Mit diesem angenehmen und wohligen Gefühl gehe ich weiter und gelange an einen Ehrenfriedhof (Brumleytal – Hörstel-Riesenbeck). Ich hatte das in meiner Tourenplanung zwar schon gesehen und bin nun doch überrascht, dass dieser so mitten im Wald ist.

Teutoburger Wald Riesenbeck
Ehrenfriedhof Brumleytal
Ehrenfriedhof Brumleytal

Nun ist es nicht mehr weit bis zu den Dörenther Klippen und dem Hockenden Weib.

Teutoburger Wald im Winter
Fantasiegebilde im Teutoburger Wald

Meine Fantasie sieht hier den Kopf eines, ja was, eines Pferdes? Aber wir sind ja im Wald, ist es ein Walddrache? Auf einmal muss ich an Fuchur aus „Die unendliche Geschichte“ denken.

Neue Bäume im Teutoburger Wald

Ich freue mich sehr, dass neue Bäume gepflanzt werden.

Teutoburger Wald Nähe Dörenther Klippen

Und da sind sie, die Dörenther Klippen, ganz leicht mit Schnee bedeckt.

Dörenther Klippen
Dörenther Klippen im Winter
Dörenther Klippen Teutoburger Wald
2. Etappe - Hockendes Weib
Dörenther Klippen
Dörenther Klippen mit Buche

Und nun weiter zum Hockenden Weib. Zur Geschichte – Zitat Wikipedia: Diese Frau soll als Mutter mehrerer Kinder in der Nähe der Klippen gelebt haben. Damals sollen die Meeresfluten häufig bis direkt an die Berge gereicht haben. Die Frau, die ihre Kinder vor der außergewöhnlich schnell und hoch steigenden Flut retten wollte, soll sie auf ihre Schultern gehoben und sicher über die Wassermassen gehalten haben, selbst stand bzw. „hockte“ sie dabei im Wasser. Nach langem Warten, Bangen und Beten soll Gott die Flut schließlich wieder zurückgeschickt haben, das „Weib“ wurde zu Stein, die Kinder waren jedoch gerettet.

Ich hatte mir Fotos dazu im Internet angesehen und bildete mir ein zu wissen, wonach ich Ausschau halten sollte. Aber ich weiß es offensichtlich doch nicht. Das ist typisch für mich. Wenn ich mir vorher etwas heraussuche, was ich unbedingt sehen will, klappt es oft nicht. Warum? Keine Ahnung, ist so. Ein Hinweisschild sagt mir 0,1 m bis zum Hockenden Weib. Aber da sieht es so anders aus als auf den Bilder im Internet. Hab ich hier die Rückseite erwischt? Ich versuche irgendwie um den Felsen herum zu kommen, aber da gibt es keine begehbaren Wege. Und durch den Schnee ist es doch recht rutschig.

Hockendes Weib

Nun ja, in der nächsten Etappe erkunde ich die Dörenther Klippen im Ganzen und habe dann noch einmal die Chance, das Weib von der „richtigen“ Seite zu sehen.

Ich entferne mich von den Klippen. Es geht wieder zurück durch den Wald, auf einem Weg parallel zum Hermannsweg. Dieser Weg und der Wald inspirieren mich, ein bisschen mit der Kamera zu „spielen“.

Teutoburger Wald im Winter mit Schnee
Teutoburger Wald im Winter mit Schnee
Teutoburger Wald im Winter mit Schnee - Langzeitbelichtung

Die nächsten 2 Kilometer genieße ich meinen Weg, die Bäume, den Schnee, die klare, kalte Luft. Das einzige, was mir an einigen Abschnitten auffällt, sind die Straßengeräusche, die wieder sehr deutlich zu hören sind.

Teutoburger Wald im Winter mit Schnee
Teutoburger Wald im Winter mit Schnee
Teutoburger Wald Buchenblatt
Teutoburger Wald im Winter mit Schnee
Teutoburger Wald Baumgestalt

Ab hier habe ich noch ca. 1,5 km bis zum Auto und meine App sagt mir, ich soll jetzt links abbiegen. Also biege links ab und bleibe prompt stehen. Ein „wow“ kommt über meine Lippen. Der Anblick der hohen Bäume beeindruckt mich. Ein paar Minuten bleibe ich einfach nur stehen, um es zu genießen.

Nun möchte ich das ganze auch noch genauso, wie ich es sehe, fotografieren. Gar nicht so einfach, aber ich hoffe, man bekommt eine Ahnung von der Höhe.

Teutoburger Wald Riesenbeck
Teutoburger Wald Riesenbeck

Ich kann mich nur schwer trennen, aber langsam wird mir kalt und ich gehe weiter.

Teutoburger Wald Riesenbeck
Teutoburger Wald Riesenbeck
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Ich bin wieder am Auto angekommen und lasse diese Etappe in Gedanken noch einmal Revue passieren. Was ich von dieser Tour auf jeden Fall mitnehme, ist dieses unbeschreibliche Gefühl, vom Wald behütet zu sein. Sind es die Bäume oder vielleicht doch die Waldgeister, die das bewirken?

Den Streckenverlauf der 2. Tour zum “Nachlaufen” findet ihr hier.

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